Es gibt verschiedene Legenden und Überlieferungen der Traumfänger. Der Traumfänger (engl. dreamcatcher) stammt ursprünglich von den Anishinabe (dt., das erste Volk; auch Ojibwa, Ojibwe oder Chippewa), ein Indianervolk Nordamerikas. Das Siedlungsgebiet erstreckt sich über Kanada und die nördlichen USA. Auch heutzutage leben noch ungefähr 200.000 Anishinabe Indianer in Nordamerika. Viele Geschichten und Legenden gingen durch Kriege, Vertreibung und Tod verloren. Es gibt Überlieferungen und Legenden der Traumfänger von Ojibwa (Chippewa) Indianern, Azteken, Aborigines und Lakota (Sioux) Indianern.
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Die Legende des Traumfängers der Ojibwa (Chippewa) Indianer
Der Erzählung nach gab es damals eine sehr traurige und alte Frau des Stammes der Ojibwa-Indianer. Der Grund für ihre Traurigkeit, war ihre kleine Tochter, die nachts von bösen Albträumen heimgesucht wurde und deshalb sehr schlecht schlafen konnte. So ging die Frau zur weisen und alten Spinnenfrau und klagte über ihr Leid. In ihrer Verzweiflung bat die Mutter um Rat.
Die Spinnenfrau wusste was zu unternehmen war und sagte zur Frau: „Nimm einen Zweig der Weide am Fluss und biege ihn zu einem heiligen Kreis. Benutze dazu eine Schnur, die auf heiligen Kräutern getrocknet wurde. Während du die Knoten in den Kreis knüpfst, sprich die heiligen Worte und webe nur schöne und liebevolle Gedanken in das Netz. Lasse aber eine Öffnung in der Mitte des Netzes, damit nur gute Dinge hindurch gelangen können. Hänge zusätzlich heilige Federn an den Weidenring, damit nur die Träume der guten Geister den Weg durch Öffnung in der Mitte finden. Die bösen Geister bleiben im Netz hängen und werden im Morgenlicht verenden.“
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Den Rat der alten Spinnenfrau befolgte die Mutter und fertige sorgfältig den Traumfänger an. Nachdem sie den Traumfänger über das Bett des Kindes anbrachte, konnte die Tochter endlich wieder ruhig und ohne Albträume schlafen. Traumfänger versprechen nicht nur ruhige Nächte sondern auch schöne Träume, Glück und Harmonie fürs ganze Leben. Die Chippewa Indianer hängen Traumfänger nicht nur über Kinderbetten, sondern in jeden Raum. Denn Träume vergehen nie, deshalb sollen nur die guten Träume anwesend sein.
Die Überlieferung der Traumfänger der Azteken
Bei den Azteken erzählte man sich folgende Geschichte: Wenn es draußen dunkel wird und die Erdenmenschen müde und schläfrig werden, beginnen die Geisterenergien mit ihren mannigfaltigen Wesen und Unwesen. Einige dieser Energien verwandeln sich in Träume. So wie es gute und schlechte Geisterenergien gibt, gibt es auch gute und schlechte Träume. Schlechte Träume sind ein Zeichen bösen Zaubers und können Krankheiten mit sich bringen.
So erzählten die Alten folgende Geschichte, um gegen bösen träumen verschont zu bleiben.
„Es war eine Ahnfrau, die sehr unglücklich war. Jede Nacht weinte ihr Kind zusammen mit den Kojoten, da ihr im Schlaf schlimme Träume böse Geschichten erzählten. Die Ahnfrau wusste dem Kind nicht mehr zu helfen und bat die Spinnenfrau um Rat. Die Spinnenfrau war viel älter und weiser als die Ahnfrau. Diese bog aus dem Holz der Bäume am Wasser einen Ring, der nicht größer als der Kopf des Kindes war. Dann verwandelte sich die Spinnenfrau in eine Spinne und spann kreuz und quer Fäden in den Ring. Als sie damit fertig war, flochtet sie Gegenstände von großer magischer Kraft in das Netz.
- die Rassel der Klapperschlange
- die Wurzel einer Zauberpflanze
- einen bunten Stein
- das Haar des Bären und des Büffels
- und viele andere Gegenstände mit magischer Kraft
Als die Spinnenfrau damit fertig war, übergab sie der Ahnfrau das Netz. Nimm es und hänge es über die Wiege deines Kindes. So wird kein schlimmer Traum mehr Kraft über dein Kind bekommen. Es wird bewirken, dass keine schlechte Energie mehr in euer Tipi kriecht, es wird alle diese Kräfte fangen und sammeln. Am Morgen werden diese mit der Nacht verschwinden. Zeige das Netz deinen Brüdern und Schwestern und webt euch selbst Netze, damit die bösen Träume die Macht über deine Geschwister verlieren. Und so ging die Ahnfrau zurück ins Dorf und tat, wie es die Spinnenfrau ihr geraten hatte.“
Und wie die Ahnfrau von der Spinnenfrau gelehrt bekam, so wird die Technik auch noch heute angewandt: Wir biegen den Zweig vom Baum am Wasser zum Ring und flechten Gegenstände von magischer Kraft in ein Geflecht aus dünnen Därmen. Als magische Gegenstände werden Perlen, das Haar des Pumas, der Zahn des Bären, sowie Muscheln und Steine in das Netz geflochten. Wir hängen den Traumfänger über unseren Schlafplatz oder tragen einen kleineren davon auf unserem Kopf. Wir Azteken weben auch viele Federn in dieses Geflecht, denn Federn haben eine besonders große magische Kraft. Der Traumfänger heißt in der Sprache der Azteken „Titlahtin“. Das bedeutet übersetzt: „Das, was mich beruhigt“.
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Die Überlieferung des Traumfängers bei den Lakota – Sioux
Die folgende Legende berichtet vom umgekehrten Gebrauch des Traumfängers. Vor langer Zeit, als die Erde noch sehr jung war, stand ein alter Lakota – Sioux hoch oben auf einem Berg und
hatte eine spirituelle Vision. In diesem Traum erschien ihm Iktomi, der trickreiche Lehrer der Weisheit, in der Gestalt einer Spinne. Iktomi sprach zu ihm in einer geheimen Sprache die einzig und allein nur der Lakota verstehen konnte.
Während Iktomi sprach, nahm dieser Pferdehaar, Federn und Opfergaben versehenen Weidenreif des ältesten Lakota und begann ein Netz zu weben. Währenddessen sprach er mit dem Ältesten über den Lebenszyklus; Wie wir unser Leben als Babys beginnen, voranschreiten zur Jugend und langsam erwachsen werden. Zuletzt kommen wir in ein Alter, wo wir wieder genauso umsorgt werden müssen, wie ein Baby, was den Kreis des Lebens schließt. “Aber“, sagte Iktomi, während er das Netz weiter spann. „In jeder Zeit des Lebens gibt es Herausforderungen viele gute und schlechte. Wenn auf die guten Herausforderungen gehört wird, dann werden sie dich in die richtige Richtung führen. Wenn aber auf die schlechten gehört wird, dann werden diese dich erhören und in eine falsche Richtung führen.“
Während die Spinne sprach, webte sie weiterhin ihr Netz. Als Iktomi fertig war, gab er dem Ältesten das Netz und sagte: „Schau, das Netz ist ein perfekter Kreis, aber da ist ein Loch im Zentrum der Mitte.“ Er sagte weiter: „Verwende das Netz, um dir selbst und deinem Volk zu helfen und um eure Ziele zu erreichen und die Ideen deines Volkes, die Träume und Visionen richtig umzusetzen. Wenn du an den großen Geist glaubst, werden die guten Träume im Netz hängenbleiben, während die schlechten durch das Loch fallen und vergehen.“ Der Lakota gab seine Vision an sein Volk weiter, und die Sioux Indianer verwenden die Traumfänger als Netz des Lebens. Der Traumfänger wird über die Betten oder im Haus aufgehängt, um die Träume und Visionen zu sortieren. Das Gute der Träume bleibt im Netz des Lebens und schützt, während schlechte Träume im Loch des Netzes verschwinden und nicht länger Bestandteil des Lebens ist. Die Sioux glauben, dass der Traumfänger das Schicksal Ihrer Zukunft hält.
Quelle: „Was der Wind uns singt“ – Indianische Weisheiten von Xokonoschtletl
Überlieferung zum Traumfänger der Aborigines (Ureinwohner Australiens)
Bei den Aborigines diente die Seelenfrau des Stammes als Traumfängerin. Alle Menschen träumen, doch viele vergessen die Träume oder machen sich nicht die Mühe, an die Träume zu erinnern und die darin enthaltene Botschaft zu entschlüsseln. Doch Träume sind Schatten der Realität! Von allem was täglich um uns herum passiert, gibt es ein Abbild in unserer Traumwelt und dort findet man zu allem eine Antwort.
Bei den Aborigines wurden Spinnennetze bei den Zeremonien als Hilfsmittel eingesetzt. Sie baten das Universum auf diese Weise um eine Führung durch die Welt der Träume um die Botschaften in den Träumen zu deuten. So gab es Ahnenträume, Wachträume, Schlafträume und viele mehr. Die Stammesangehörigen nahmen die Hilfe der Traumfänger bei den unterschiedlichsten Problemen in Anspruch. Gab es zum Beispiel Beziehungsprobleme mit einem anderen Menschen oder Probleme mit der Gesundheit, dann suchten sie die Antwort stets in den eigenen träumen.
Für uns „anders glaubende Menschen“ gibt es jedoch nur einen Zugang zur Traumwelt, nämlich über den Schlaf. Aber die „wahren Menschen“ können auch im wachen Zustand in einen Traum verfallen. Dies wird durch eine besondere Atemtechnik, Konzentration und Meditation ermöglicht. Die Stammesangehörigen träumen nachts nur, wenn sie einen Traum herbeigerufen haben. Der Schlaf ist für sie eine wichtige Zeit der Ruhe und Erholung. In diesen Stunden wird die Energie voll auf den Schlaf fokussiert. Sie glauben, dass die „anders gläubigen Menschen“ nur nachts träumen können, weil es in ihrer Gesellschaft nicht erlaubt ist, auch tagsüber zu träumen.
Quellennachweis: „Traumfänger“ von Marlo Morgan
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Sehr schön dargestellt und erklärt. Kannte Traumfänger nur als Begriff bei den Aborigines
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